Boss Tutumek steht vor seiner Höhle. Tief atmet er die kalte Luft ein und blickt in die Ferne. Die Aussicht ist ihm nur zu gut bekannt.
Viele Jahre sind vergangen, seit Boss Tutumek, oder „daBoss“, wie er kurz und unmissverständlich von seinen Jungz genannt wird, von der Bildfläche verschwunden ist.
Einst waren sie für orkische Verhältnisse fast Blutsbrüder. Waaghboss Gorgutz und er. Gorgutz ist es, der heute als der verwegene Kämpfer von LornV die Geschichtsbücher prägt und die Geschichtenerzähler rühmen seine verwegenen Taten an jedem Lagerfeuer. Tutumek stand immer in der zweiten Reihe, und mit dieser Rolle hatte er sich gut arrangiert. Er war es aber, der als gewiefter Stratege Gorgutz zu den grossen Erfolgen führte. Planer und Vollstrecker, dieses Spiel haben die beiden grossen Krieger bis zur Perfektion getrieben. Die Legenden um LornV zeugen davon. Nur in einem wichtigen Punkt hat Gorgutz nie auf seinen treuen Berater gehört. Die Legende um den verschollenen Titanen „Dominatus“ aus der Zeit des Horus Heresy. Tutumek versuchte unermüdlich, Gorgutz für dieses „altn Geschichtszeugs“ zu gewinnen.
Der Titan selber hat Tutumek nie interessiert. Vielmehr ging es ihm um die Ursache für das Scheitern der sagenumwobenen imperialen Tötungsmaschine. Seit Jahrhunderten werden in den Lagern der Ork-Clans diese Geschichten erzählt. Ein unvorstellbar mächtiger Stampfa, die reine Wiedergeburt Gorks und Morks, soll den Titanen zur Strecke gebracht haben. Glaubt man der Legende, ist der Titan nicht das einzige Monstrum, dass LornV niemals verlassen hat. Tutumek ist dieser Legende verfallen. Gorgutz hat diese Begeisterung nie geteilt und Tutumek wurde ob des dreckigen Gelächters Gorgutz‘ immer wütend.
Als Gorgutz sich entschied, LornV zu verlassen, kam es zum grossen Streit. Tutumek wollte seine Lebensaufgabe, den Stampfa zu finden und mit ihm den ganzen Planten ein für allemal zu unterwerfen, auf keinen Fall aufgeben. Ein grosser Teil der Armee stellte sich zwar hinter daBoss, aber diese übrig gebliebene Streitmacht – das wusste Tutumek nur zu genau – würde einer Konfrontation niemals standhalten. Und obwohl sich ein normaler Ork keine solchen Gedanken macht und lieber in einer schönen Schlacht untergeht, war das Verlangen nach dem Stampfa noch viel stärker. Also entwickelte er einen verwegenen Plan. Und es gibt wirklich nichts schlimmeres, als einen Ork mit einem Plan!
Tutumek liess sich auf einen vermeindlichen Krieg mit den Raven Guards ein. Im richtigen Moment liess er den Gegner im Glauben, er sei geschlagen. Er zersplitterte seine Armee gezielt in kleine Gruppen und wies diese Mikro-Horden an, sich über den ganzen Planeten zu verstreuen und unterzutauchen. Sein Plan mit dieser Guerilla-Taktik verfehlte die Wirkung nicht. Seine ganze Armee geriet in Vergessenheit. Dies ermöglichte es ihm, durch kleine Schritte die Streitmacht zu vergrössern und nach dem Stampfa zu suchen.
Zwei wesentliche Faktoren ändern nun den Lauf der Geschichte. Tutumek ist überzeugt, den Standort des Stampfas gefunden zu haben. Seine Späher haben ihm Unmissverständliches berichtet. Nur muss er sich nun weiter bewegen als je zuvor. Damit riskiert er natürlich seine jahrelange Deckung. Zudem sind die vielen kleinen Horden derart angewachsen, dass er sie nicht mehr länger so dezentral unter Kontrolle halten kann. Bereits haben Plünderungen und Überfälle – die nicht bewilligt waren – begonnen und er ist sich völlig bewusst, dass die Blutgier nun nicht mehr zu stoppen ist. Hunderttausende Orks bewegen sich inzwischen in den von Tutumek freigegebenen Korridoren über den ganzen Planeten verteilt. Wenn er nun nicht bald den Waaagh entfesselt und die Truppen vereint, verliert er entweder den Überraschungseffekt im Erstschlag, oder seine Jungz vergessen den eigentlichen Feind und gehen aufeinander los. Er muss handeln, es ist höchste Zeit. Es ist seine Zeit. Es ist sein Planet.
Immer noch steht Tutumek regungslos an seinem Aussichtspunkt vor seiner Höhle. Die eisigen Temperaturen nimmt er längst nicht mehr wahr. Sein Blut kocht. Die kalte Luft riecht nach Krieg. Er hat an alles gedacht. Die paar imperialen Soldaten auf diesem vergessenen Planeten werden ihn nicht aufhalten können.